Motivation in der Führung

Wie Luzi Thomann es schafft, Führung mit Menschlichkeit zu verbinden


In einem meiner Seminare erzählte eine Teilnehmerin dem Plenum von einem Unternehmen und einer Führungskraft, die direkt mein Interesse weckten. Sie hatte sich beworben und eine Absage bekommen. Erstmal nichts Ungewöhnliches und, subjektiv sogar eher etwas Demotivierendes. Wer hat nicht schon mal eine standardisierte Absage auf eine Bewerbung bekommen, in die viel Herzblut geflossen war?

Doch diese Absage war anders. Es war ein persönlich verfasstes und wertschätzendes Schreiben im Umschlag sowie ein Glückslos. Das hatte sie so nachhaltig bewegt, dass sie es uns erzählte und bei mir sofort das Bedürfnis auslöste, diese Führungskraft kennenzulernen.

Also kontaktierte ich Luzi Thomann und traf ihn für ein Gespräch.

Er übernahm vor 26 Jahren das Unternehmen, das in Thomann Nutzfahrzeuge AG umbenannt wurde und mittlerweile von einem auf fünf Standorte in der Schweiz angewachsen ist. Über das Unternehmen hinaus ist er als hervorragende Führungskraft bekannt. Woran er sich in seiner Führung hält, möchte ich Ihnen liebe Lesende gern weitergeben und Sie dazu motivieren, auch Ihre eigene Führungsrolle zu hinterfragen.

  • Traditionelle Werte und Fortschrittswille

Das Unternehmen definiert für sich eher traditionell gelagerte Werte wie „familiär“ und „professionell“. Diese Werte hören nicht bei der Arbeit am Kunden auf, sondern gelten ebenfalls nach innen: „Auch als Arbeitgeber und Ausbilder stehen wir für fortschrittliche, pionierhafte Lösungen und für den Grundsatz, Gewöhnliches aussergewöhnlich zu machen.“ Gleichzeitig ist Herrn Thomann aber der Fortschritt wichtig und er scheut sich nicht davor, Entscheidungen zu treffen. „Nichts ist erfolgreicher als der Erfolg“, so Thomanns Motto. Transformation und Veränderung voranzutreiben, ist für ihn essentiell.

  • Mitarbeiterfokussierung

Mitarbeitende müssen gepflegt werden, das ist Herrn Thomann eine Herzensangelegenheit. Er ist sehr um das Wohl seiner Mitarbeitenden besorgt und pflegt ein vertrauensvolles Verhältnis zu ihnen. Genauso betroffen macht es ihn, wenn Mitarbeitende ihm kündigen. Er nimmt sich dann die Zeit und reflektiert sich, um seinen Anteil an dieser Entscheidung auszumachen. Er folgt ausserdem seiner Devise, Mitarbeitende wertschätzend aus dem Unternehmen zu begleiten. „Man weiss nie, wo man sich wieder über den Weg läuft. Wenn es soweit ist, möchte ich nicht, dass Groll zwischen meinem ehemaligen Mitarbeiter und mir steht“. Er ist sich bewusst, Mitarbeitende sind auch Aushängeschild. „Meine Mitarbeitenden sind Kunden in anderen Geschäften, beim Metzger, beim Bäcker – und ich hoffe, dass sie mit Stolz mit unserem Logo auf dem Auto vorfahren, statt um die Ecke versteckt zu parken“. Denn: Auch diese Geschäftsinhaber können Kunden von Thomann sein.

  • Loben

Viele Firmen sprechen häufig über Reklamationen – ein wichtiger Bestandteil der Prozessverbesserung, schliesslich möchten die Kunden zufriedengestellt werden. Dabei bleibt es leider oft und das Team geht mit einem schlechten Gefühl aus diesen Gesprächen. Herr Thomann hebt die Stärken der Mitarbeitenden hervor, um darauf aufzubauen. Selbst wenn etwas mal nicht gut gelaufen ist, wird sich darüber ausgesprochen, aber nicht hinterhergetragen. Schliesslich sind wir alle nur Menschen und selbst den besten Menschen unterlaufen Fehler. Gern lobt er seine Mitarbeitenden und feiert mit ihnen Erfolge. Alle sollen sich wertgeschätzt fühlen und wissen, welchen Beitrag sie zum Erfolg des Unternehmens geleistet haben.

  • Sog statt Druck

Mit seinem Führungsstil versucht Thomann Sog statt Druck bei den Mitarbeitenden zu erzeugen. Die Menschen sollen gerne bei und für ihn arbeiten, statt ihn zu fürchten und Arbeit nach Dienst zu verrichten. „Es liegt mir am Herzen, Sinn zu vermitteln, sodass die Mitarbeitenden von der Sinnhaftigkeit ihrer Tätigkeit motiviert werden.“

  • Enttäuschung darf nicht zum Vorurteil werden

Sicher verlässt ihn auch mal der Mut, gerade wenn er enttäuscht wurde. In einem Fall hatte der neue Mitarbeiter den Vertrag bereits unterschrieben – üblich ist, dass das Unternehmen neuen Mitarbeitenden ein Willkommensgeschenk zukommen lässt, in seinem Fall Berufskleidung, einen Kuchen und ein persönliches Schreiben. Zwischen Vertrag und Stellenantritt, kam der zukünftige Mitarbeiter auf die Firma zu und stellte weitere Forderungen, auch dahingehend kam man ihm entgegen. Doch letztendlich trat er die Stelle nicht an. „Trotz Enttäuschung darf ich keine Vorurteile entwickeln“, sagte mir Herr Thomann im Gespräch. Statt sich über einen zu ärgern, konzentriert er sich in solchen Situationen auf die Mitarbeitenden, die da und loyal sind.

  • Verschiedene Arbeitszeitmodelle

Weil es für viele Mitarbeitende immer wichtiger wird, ihre Zeit nach ihren Bedürfnissen zu gestalten, gibt es im Unternehmen von Herrn Thomann verschiedene Arbeitszeitmodelle. „Wichtig ist am Ende nur, dass die Teams das untereinander abstimmen“. Wenn also jemand gern seine 100% in vier Tagen erledigt, um am Freitag zuhause mit seinen Kindern Zeit zu verbringen, ist das bei uns in Absprache mit dem Team möglich. Damit zeigt Herr Thomann, dass er seinen Mitarbeitenden anvertraut, dass diese das untereinander lösen und vereinbaren.

  • „Wir sind freundlich“

Im Unternehmen formulierten sie zusammen diesen Satz, er kam ihnen dann doch wie eine leere Worthülse vor. Sie überlegten, was bedeutet eigentlich „Wir sind freundlich“ konkret? Aus ihren Überlegungen entstand folgende Konkretisierung: „Wir sind freundlich, sodass es auffällt“. Und das macht den Unterschied.

  • „Ob man etwas schlecht oder gut macht, braucht gleich viel Zeit“

Aus seiner Kindheit übernahm Herr Thomann diesen Satz seiner Mutter und wendet ihn heute in seinem Führungsstil an. „Ob ich schlecht führe oder gut, braucht gleich viel Zeit – dann mache ich es doch lieber direkt gut“.

Ich hoffe sehr, die Führungsleitlinien von Herrn Thomann konnten bei Ihnen etwas anstupsen und bringen vielleicht auch in Ihr Unternehmen Bewegung. Falls Sie darin Unterstützung suchen, bin ich gern für Sie da. Kontaktieren Sie mich hierfür unter info@monika-meiler.com oder telefonisch unter +41 79 423 07 07.

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